Leseprobe aus der Kurzgeschichte "Das galaktische Reisebüro"

Der Manager wandte sich an die vier Personen.

»Ich grüße Euch, Freunde von einem fremden Planeten. Ich hoffe, die Reise verlief angenehm. Unsere Angestellten können sich sofort um Euer Raumschiff kümmern, wenn Ihr wollt.«

Zuerst herrschte Schweigen. Die Wesen hatten metallene Halsbänder um, an denen einige Lichter aufgeregt blinkten. Dann ertönten gleichzeitig vier blecherne Stimmen.

»Kalibrierung abgeschlossen. Planet Terra, System Sol, Kontinent Amerika, Sprache Standard. Achtung: Zivilisationsstufe 3. Betreten strengstens verboten.«

Eine Weile herrschte Stille.

Dann meldete sich eines der kleineren Geschöpfe. »Papa, ich hab Angst.«

Die Lippen bewegten sich nicht synchron zu den Lauten, aber bei aufwendigen Ganzkörpermasken war das wohl normal.

Eines der größeren Wesen antwortete: »Keine Panik, Miri. Sie sind vermutlich harmlos.«

Die erwachsene Echse neben ihm meldete sich. »Woher willst du das wissen, Brexx? Sie sehen genauso aus wie die wilden Humanoiden aus unserer Urzeit.«

»Sie tragen Kleidung, ein unverkennbares Zeichen von Zivilisation. Die Spezies ist der Zivilisationsstufe drei zugeordnet, was heißt, dass diese Wesen über einen gewissen technischen Fortschritt verfügen und keinesfalls Wilde sind. Trotzdem sollten wir vorerst schnelle Bewegungen und Augenkontakt vermeiden. Ich rufe das Reisebüro zurück.« Er betätigte mehrere Tasten auf seinem metallenen Armband, gab aber nach kurzer Zeit auf. »Keine Verbindung. Da scheint eine größere Störung vorzuliegen. Somit haben wir ein Problem.«

Rhinestone hatte verwirrt zugehört. Jetzt meldete sich seine gute Ausbildung.

»Ich darf Ihnen versichern, dass wir vom Exeptional alles tun werden, um Sie bei Ihren Schwierigkeiten zu unterstützen.«

Die Echse, die vorhin auf den Namen Brexx gehört hatte, antwortete freundlich: »Sehr nett, Terraner, ich denke aber doch, dass unsere Probleme Ihre Möglichkeiten übersteigen. Wir sind vom Reisebüro Intergalax hier versehentlich abgesetzt worden. Gebucht hatten wir einen anderen Planeten. Wir werden hier wohl oder übel abwarten müssen, bis uns ein Techniker abholt. Leider wissen wir nicht, wann das sein wird.«

Der Manager war beeindruckt vom realistischen Spiel der Gruppe. Er erinnerte sich vage, irgendwo gelesen zu haben, dass sogenanntes Costume-Play, abgekürzt Cosplay, durchaus schauspielerische Fähigkeiten erforderte. Er beschloss, weiter mitzumachen.

»In der Zwischenzeit werden wir versuchen, Ihre spezifischen Bedürfnisse und Ansprüche zu erfüllen. Wir geben Ihnen Unterkunft und Nahrung. Um das Gepäck kümmern wir uns auch.«

Er wollte sich gerade nach einem Pagen umschauen, da meldete sich die zweite Echse wieder.

»Brexx, hier stimmt etwas nicht.«

»Ich glaube langsam, du hast recht, meine Liebe.« Das Wesen machte einen Schritt vor. »Haben Sie einen Namen, fremder Freund?«

Der Angesprochene verbeugte sich knapp. »Verzeihen Sie bitte, ich hatte vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Everett C. Rhinestone, der Manager des Hotels.«

»Sehr erfreut. Wofür halten Sie uns, Everett?«

Rhinestone lächelte. »Sie sind doch sicher Teilnehmer der Scifi-Convention. Ich bin sehr beeindruckt von Ihren Ganzkörperkostümen und zeige Ihnen gern den Weg zum Veranstaltungsraum.«

»Sie meinen, wir wären Artgenossen in Kostümen?«

Die Echsen sahen sich an. Dann drückte Brexx einen Schalter an seinem Halsband und sagte einige Worte zu den anderen. Die Laute klangen wie eine komplizierte Kombination aus Husten und Rülpsen. Danach schaltete er das Metallband wieder ein. Die Urlaute verstummten und seine vorige, leicht künstlich wirkende Stimme erklang.

»Haben Sie etwas verstanden?«

Rhinestone schüttelte verwirrt den Kopf. Er bekam ein eigenartiges Gefühl.

Brexx kam noch näher. »Das ist die Sprache meines Heimatplaneten. In den Halsbändern sind Universalübersetzer eingebaut, die unsere natürlichen Laute umwandeln. Wir sind keine Artgenossen. Wir kommen vom anderen Ende des Universums. Gereist sind wir mit einem Materietransmitter. Wir tragen auch keineswegs Kostüme oder Masken. Bitte überzeugen Sie sich.« Er streifte seinen Ärmel zurück und streckte die rechte Hand aus.

Der Manager starrte verwirrt auf die drei klauenbewehrten Finger. Dann befühlte er vorsichtig die Haut. Kein Kunststoff! Sie war warm, elastisch und ließ sich etwas verschieben. An den Gelenken befanden sich größere Chitinplättchen. Er spürte einen leichten Puls an einer weichen Stelle. Das Material der Kleidung fühlte sich ebenfalls eigenartig an. Sehr fremd. Das war keine Maske. Er stand tatsächlich vor vier Außerirdischen! Langsam dämmerte ihm die Tragweite dieser Erkenntnis.

Erschrocken trat er einen Schritt zurück.