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In allen Größen, Formen und Farben sollen kreative Viecher inspirieren. Je nach Naturell und Tagesverfassung gelingt es diesen Wesen mehr oder weniger gut, zarte Ideenpflänzchen in ausgewachsene Kunstwerke zu verwandeln – ganz zur Freude oder zum Leidwesen von Künstlerinnen und Künstlern.

Wo Ideen auf flinke Federn treffen, bevölkern Musen Baumkronen, betrinken sich für Schnapsideen und stiften Chaos. Kobolde helfen bei Musik und Geschriebenem. Wölfe, Katzen und Pinguine begeben sich auf schöpferische Missionen und manchmal auf dünnes Eis. Und wenn sich eine gute Idee nicht telefonisch beschwören lässt, werden die Viecher manchmal rabiat, dürsten nach einer Nase voll Knoblauch oder fressen ganze Enden.

Leseprobe aus der Kurzgeschichte "Quaxxel der Skribold"

Mein Arbeitsplatz, bestehend aus PC, Monitor, Tastatur, Maus und Drucker, alles auf einem alten Schreibtisch aus der späten Gründerzeit, war noch der ordentlichste Platz im Zimmer. Ich setzte mich auf den heruntergekommenen, vom Sperrmüll organisierten Bürostuhl, schaltete den längst veralteten Computer ein und wartete, bis sich der Bildschirm erhellte. Einige Schriftstücke, die die Tastatur verdeckten, warf ich achtlos auf einen Stapel hinter mir. Dann startete ich die Textverarbeitung, um die Geschichte, die der Verleger abgelehnt hatte, zu überarbeiten. Der Ärger, der immer noch in meiner Magen-Darm-Gegend herumwühlte, wich langsam einem Gefühl von Scham und Hilflosigkeit. Mein Hirn hatte plötzlich jeden Anflug von Kreativität eingefroren und weigerte sich, Ideen zu liefern. Vermutlich war es das Beste, alles zu löschen und neu anzufangen.
 Ich starrte auf die Geschichte, bis mir die Augen brannten und die Buchstaben undeutlich wurden. Dann markierte ich den gesamten Text und bewegte den rechten Mittelfinger zur Delete-Taste. Wie ein Damoklesschwert ließ ich den Finger einen Moment über der Tastatur schweben, kam jedoch nicht dazu, ihn zu senken.
 „Das ist der größte Bockmist, den ich seit über hundert Jahren gesehen habe. Da kriegt man ja Hämorrhoiden vom Lesen.“
 Einen Augenblick saß ich wie gelähmt auf dem alten Stuhl, dann sickerte die Erkenntnis durch mein Bewusstsein, dass ich nicht allein im Zimmer sein konnte. Erschrocken drehte ich mich um und suchte nach der Person, die sich wohl heimlich Zutritt verschafft hatte. Ich rechnete damit, den Hausmeister zu sehen, der schon mehrmals das Chaos in der Wohnung angemahnt hatte, konnte jedoch niemanden entdecken. Nur die bekannten Stapel, die sich seit langer Zeit im Raum auftürmten und in der Höhe ständig zunahmen. Schriftstücke, Bücher, gebrauchtes Geschirr, Zeitungen, eine Puppe, Kleidungsstücke, die normale Unordnung eben, die ich so liebte.
 Ich erstarrte plötzlich. Eine Puppe? Ich hatte als Kind zwar einen Teddybären mit dem Namen Karl und einige andere Plüschtiere besessen, eine Puppe aber nicht. Ich kniff die Augen zusammen und schwenkte den Blick zurück. Dort saß eine kleine Figur auf einem Bücherstapel und starrte mich an.