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Ein Mann liegt tot mitten im Baumarkt, ein kleiner Junge, verrückt nach Facebook-Likes, ein verschwundenes Mädchen im Park oder ein Suizid in der Badewanne. Das sind nur 4 von 14 Szenarien für die Ermittler, welche in komplizierten und amüsanten Fällen versuchen, den Tathergang aufzudecken. Manche sind konfus, manche logisch oder gar der Ausdruck von reinem Wahnsinn, vor allem aber sind sie immer eines: spannend!

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Leseprobe aus der Kurzgeschichte "Das Alabama-Gambit"

Commissioner Cole Bradbury drückte den Knopf der Sprechanlage und sagte: »Schicken Sie bitte den Special Agent herein, Miss O’Grady.«

Der junge Mann, der kurz darauf durch die Tür trat, machte einen recht harmlosen Eindruck. Mit dem dunkelblauen Anzug, dem weißen Hemd und der schwarzen Krawatte wirkte er wie ein Bankangestellter aus einer beliebigen Großstadt. Den Unterlagen zufolge hieß er Harry Trueblood, war fünfundzwanzig Jahre alt, stammte aus Wisconsin und war als Special Agent für das Außenbüro in Montgomery eingeteilt worden. Er befand sich also noch inmitten der zwanzig Monate andauernden Probephase. Bradbury fühlte erneut die Skepsis in sich aufsteigen wie lästiges Sodbrennen. Durfte die Abteilung einen solchen Anfänger auf eine heikle Mission schicken? Er wies auf den freien Stuhl vor seinem Schreibtisch, worauf der junge Mann sich setzte und entspannt die Beine übereinanderschlug. Ein unübersehbares Selbstbewusstsein, stellte Bradbury fest. Kurz gehaltenes, etwas störriges schwarzes Haar, ein offener, freier Blick aus stahlblauen Augen, leicht gebräunter Teint und gepflegte Hände. Den Weg zum Stuhl hatte er mit federnden Schritten zurückgelegt, was auf eine gute körperliche Konstitution schließen ließ. So weit, so gut. Aber würde das reichen?

»Was macht die Arbeit in Montgomery?«

»Nichts Besonderes, Sir. Wenig Abwechslung, viel Schreibkram.«

Bradbury nickte nachdenklich. »Das könnte in nächster Zukunft ganz anders werden. Das Büro ist von Ihren außergewöhnlichen Leistungen während der Ausbildung in Quantico sehr beeindruckt.«

Er wartete einige Augenblicke, um dem jungen Mann Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen. Dieser schwieg jedoch, lediglich ein winziges Lächeln umspielte die Mundwinkel.

»Sie haben meine Erlaubnis, zu sprechen, Special Agent.«

»Worüber soll ich sprechen, Sir?«

Bradbury hob erstaunt den Blick und betrachtete das junge Gesicht genauer. Er war sich nicht schlüssig, ob er diese Antwort als abgeklärt oder arrogant einstufen sollte.

»Wie auch immer. Unsere Vorgesetzten möchten Sie mit einer Mission betrauen, die durchaus heikel werden könnte. Offengestanden halte ich Sie für etwas zu jung. Überzeugen Sie mich vom Gegenteil.«

»Bei allem nötigen Respekt, Sir. Wenn das Büro mich für eine spezielle Aufgabe vorsieht, ist es auch davon überzeugt, dass ich dieser gewachsen bin.«

Bradbury nickte unwillig. Die unerschütterliche Ruhe des jungen Mannes ging ihm etwas auf die Nerven.

»Wollen wir hoffen, dass Sie recht haben und Ihre hohe Selbsteinschätzung Sie und uns nicht im Stich lässt.«

»Das wird sie nicht, Sir. Ich betrachte den Begriff Selbstbewusstsein eher pragmatisch. Für mich bedeutet dieses Wort nichts weiter, als sich seiner selbst bewusst zu sein, mit allen vorhandenen Stärken und Schwächen. Meine Stärken habe ich innerhalb der Ausbildung zur Genüge bewiesen. Meine vornehmlichste Schwäche ist die momentan noch geringe praktische Erfahrung. Dieses Problem wird sich im Lauf der nächsten Dienstjahre von selbst erledigen, so oder so.«

»Was meinen Sie denn damit?«

Der junge Agent lächelte kühl. »Entweder wächst meine Praxis im Lauf der Zeit, oder ich werde zuvor erschossen.«

Bradbury erschauerte für einen Moment. Der Mann wurde ihm langsam unheimlich.